GrundschülerInnen der JBS und SchülerInnen der Oberstufe des Evangelischen Heidehof-Gymnasiums gestalten zusammen eine neue Wandbemalung.
Schon seit zwei Jahren existierte der Plan zu einem gemeinsamen Kunst-Projekt unserer beider Schulen. Gemeinsam mit der Schulleiterin Frau Sixt hatten Sebastian Ott und Frau Wunnerlich (JBS) mit Isabel Lindemann (Kunstlehrerin am Evangelischen Heidehof-Gymnasium) Ideen für die Neugestaltung der Fassade der JBS nach der Renovierung und Übermalung des vorigen Wandbildes entwickelt. Dann kam leider eine lange, coronabedingte Unterbrechung, in der keine außerschulischen und klassenübergreifenden Projekte stattfinden konnten.
Daher freuten wir uns alle um so mehr, als in diesem Sommer, vom 04. bis 11. Juli 2022 endlich die Neugestaltung der Fassade der Johannes-Brenz-Schule verwirklicht werden konnte!
Sebastian Ott und Isabel Lindemann nahmen die Planungen wieder auf und überlegten, wie die Neugestaltung so gelingen könnte, dass das Projekt sowohl für die Schülerinnen und Schüler der Grundschule, als auch für die fast erwachsenen Gymnasiasten ein Gewinn an künstlerischen und gemeinschaftlichen Erfahrungen und Austausch sein könnte. Die frühere Fassadenmalerei, die im Logo der JBS immer noch enthalten ist, sollte weiter in das Wandbild integriert sein. Gleichzeitig sollte etwas Neues und Modernes entstehen, das sowohl der Bildwelt der Kinder und der „Großen“ entspräche.
Wir entschieden uns für das Thema „Grüne Oase in der Stadt“. Dies passt zur zentralen Lage der JBS und des Heidehof-Gymnasiums und zum in Stuttgart glücklicherweise oft auch begrünten Stadtraum, der uns alle umgibt.
Dieses Leitmotiv ließ auch die Möglichkeit offen, verschiedene Elemente, die die SchülerInnen vorschlagen würden, zu integrieren.
Vierzehn Schülerinnen und Schüler eines zweistündigen Kunstkurses der Jahrgangsstufe 11 am Evangelischen Heidehof-Gymnasium hatten sich schon im Unterricht über mehrere Wochen im Rahmen ihres Abitur-Schwerpunktthemas „Abbild und Idee in Stillleben und Landschaft“ mit dem Thema Landschaft und urbaner Raum beschäftigt. Hierbei ging es in verschiedenen Techniken um verschiedene Darstellungsmöglichkeiten vom eigenen Umfeld: in schnellen Skizzen vor Ort, ausführlicheren Zeichnungen und Malereien und auch mittels der Fotografie. Hierbei ging es immer darum, direkt nach der Natur zu arbeiten, das Gesehene in sich aufzunehmen und dann bestimmte Aspekte für die Gestaltung auszuwählen, die einen besonders inspirierten. Diese galt es dann gezielt in der Darstellung hervorzuheben und in eine wirkungsvolle Komposition zu bringen. Nach vielen Vorstudien machten sich die SchülerInnen dann mit dem Fundus ihrer Erfahrungen und Skizzen an konkrete Entwürfe für die Fassade der Johannes-Brenz-Schule. Dies in relativ kurzer Zeit zu schaffen ist eine besondere Leistung, da die SchülerInnen, die ja alle im nächsten Jahr Abitur machen, einen straffen schulischen Zeitplan haben und immer wieder auch im Fach Bildende Kunst für Klausuren lernen mussten und die praktische Arbeit daher immer wieder unterbrechen mussten. Gleichzeitig war es für die TeilnehmerInnen des Projektes von Anfang an sehr motivierend, dass Ihre Gestaltung in einem gemeinsamen und dauerhaften Projekt mit den GrundschülerInnen im Großformat umgesetzt werden würde.
Nach zwei Jahren mit pandemiebedingt engen Konditionen in den Schulen war die Freude auf so ein freies Projekt umso größer.
Die Vielzahl an Skizzen und Ideen musste nun von den SchülerInnen ausgewertet, ausgewählt und in einen einzigen Entwurf integriert werden, der auch noch Elemente der Blumenwiese enthielt, die die Fassade früher geschmückt hatte. Dabei mussten einzelne Elemente wieder vereinfacht und verdichtet werden, um den Gesamtentwurf später als Umrisszeichnung stark vergrößert auf die Fassade aufbringen zu können. Dabei bemühte sich die Gruppe, Ideen aller TeilnehmerInnen zu integrieren.
Nach Abstimmung der Termine kam es zu einem ersten Vortreffen unserer beiden Schulen. Große Mengen von Acrylfarben, ein Gerüst, Leitern und weitere Materialien wurden organisiert und in die JBS geschafft. Hierbei wurden wir Betreuenden sehr von der Schulleiterin Frau Sixt und unseren Hausmeistern Herrn Vasovic und Herrn Milinkovic unterstützt!
Nun konnte es losgehen! Die Zeit der Bemalung fiel idealerweise in die Kunst-Projektwoche der JBS.
Herr Ott hatte eine feste Schülergruppe von 15 SchülerInnen organisiert, die jeweils am frühen Vormittag über die ganze Schulwoche zusammen mit den Gymnasiasten malte. Fünf weitere verschiedene „Tagesgruppen“ von GrundschülerInnen lösten diese Gruppe dann jeweils von 10:30 Uhr bis mittags ab. So war es möglich, dass besonders viele Kinder der JBS an ihrer Fassade mitgestalten konnten.
Gleich beim ersten Treffen der kleinen und großen SchülerInnen kann es zu sehr schönen Begegnungen.
Drei der GymnasiastInnen waren selbst früher an der JBS gewesen, hier gab es besonders viel Austausch.
Zunächst wurde mithilfe eines Rasters und Zeichenkohle der Entwurf auf die Fassade übertragen. Einzelne Umrisselemente wurden mit Sprühfarbe nachgezeichnet, um die Vorzeichnung regensicher zu machen. Man merkte hier sofort, dass es für alle etwas ganz Neues war, in diesen Größendimensionen und zum Teil auf Leitern und Gerüst in solcher Höhe zu arbeiten!
Die GrundschülerInnen starteten das Malen völlig unbefangen und mit großer Energie. Sie ließen sich sofort auf die Motive der OberstufenschülerInnen ein und bereicherten diese mit tollen Ideen und Beiträgen. Es gab zum Beispiel bezüglich der Darstellung der Stadtbahn wahre Experten, die sogar technische Detailpläne beisteuerten. Auch zur Malweise und Ausschmückung von Pflanzen und Insekten gab es reichliche Anregungen.
Zunächst wurden alle Flächen in einer ersten Farbschicht grundiert, bevor es an das Entwickeln von Plastizität und Details ging. Zum Teil bemalten die GrundschülerInnen eher die unteren Bereiche der Wand, während die Großen auf dem Gerüst arbeiteten. Es gab aber auch von Anfang an erfolgreiche gemischte Zweier- oder Dreierteams, die sich über verschiedene Bereiche hermachten. Das Malen lief fast von selbst, wir Betreuenden mussten nur eine relativ gleichmäßige Verteilung der MalerInnen oben und unten an der Wand im Auge behalten und beaufsichtigen und zum Teil einen Rat geben. Schön war, dass auch vereinzelt weitere KollegInnen der JBS spontan Lust hatten, mitzumalen.
Es war für alle Beteiligten besonders, einmal eine ganze Woche bei durchgängig gutem Wetter(!) an der frischen Luft zu arbeiten. Viele Erfahrungen und gegenseitiges Lernen voneinander waren möglich: die großen und die kleinen Schülerinnen und Schüler erlebten direkt den handwerklichen Aspekt der Malerei: sie staunten, wie lange es dauert, so große Flächen zu bewältigen, wie viel Farbe der raue Putz schluckt und wie lange man oft an einem Bereich „dranbleiben“ muss, wie viel Schichten von Malerei notwendig sind, bis man das gewünschte Ergebnis vor Augen hat. Gleichzeitig lernten sie automatisch die Kunst des gezielten Farbemischens, wie man den verwendeten Farbton am nächsten Tag wieder erreicht, wie subtil oft die Unterschiede sind und wie man diese erreichen kann. Auch erfuhren natürlich alle, wieviel man abspülen und aufräumen muss. Auch das Gerüst musste jeden Tag auf- und abgebaut werden. Wie selbstverständlich organisierten sich die SchülerInnen im Team. Dadurch gelang ihnen gemeinsam in sechs Tagen ein riesiges Wandbild von fast 4×14 Metern zu schaffen, das beim Sommerfest der JBS schon bewundert werden konnte.
Auch wir, Erzieher und Lehrerin, haben den Austausch und die schöne Zusammenarbeit sehr genossen und freuen uns schon auf weitere gemeinsame Projekte! Es war ein wirklich tolles Erlebnis!
Isabel Lindemann und Sebastian Ott