Seebrücke Sopot
Bei dem von der EU finanzierten Austauschprogramm Erasmus+ ging es dieses Mal vom 01.–07. April 2019 für sechs Mitschüler und mich nach Danzig an die Ostsee. Begleitet wurden wir Zehntklässler von Frau Spajic, Herrn Wahl und Herrn Bulach.
Bei der Ankunft am Flughafen wurden wir unglaublich herzlich von unseren polnischen Freunden begrüßt. Nach einer kurzen Pause zu Hause trafen wir uns am Strand.
Auch die kommende Woche war geprägt von Gemeinschaft:
Als wir die anderen Europäer das erste Mal trafen, hatte ich das Gefühl, alle schon ewig zu kennen, was bei den Workshops und Diskussionen toll war.
In Danzig setzten wir uns, genau wie in Stuttgart, mit dem Thema Mobbing auseinander: Nachdem wir die von uns gedrehten Videos angeschaut hatten, besprachen wir die verschiedenen Lösungsansätze und suchten alternative Methoden, Konflikte zu lösen. Dies scheint vielleicht etwas langweilig zu sein, doch mit so vielen unterschiedlichen, lustigen Leuten ist alles interessant. Und natürlich haben wir wieder den Running-Gag „Try to be nicer“ verwendet, um der ganzen Veranstaltung noch mehr Charakter zu verleihen: Europa – das sind wir zusammen!
Ein ganz besonderes Event war das Treffen mit dem ehemaligen polnischen Präsidenten, Lech Walesa, welcher die Ansätze geliefert hat, um dem Kommunismus das Handwerk zu legen. Er präsentierte sich mit Humor, Weisheit und einer gewissen Portion Egoismus, was ihn etwas distanziert wirken ließ, aber trotzdem sympathisch machte. Wir alle durften ihm unsere Fragen stellen, bevor er bestimmt hunderte von Selfies mit uns machen musste.
Dass Polen trotz des Umschwungs zur Demokratie vom Kommunismus geprägt wurde, zeigte sich äußerlich z. B. durch die riesigen Wohnblocks, welche in Gdansk, Sopot, Gdynia und Torún zu sehen waren.
Um uns Jugendlichen das System des Kommunismus näherzubringen, verbrachten wir einen Vormittag im Solidaritätszentrum. Ein Leiter führte mit uns Experimente durch und erklärte sehr viel. Als er am Ende der Führung meinte, er habe nun länger als zwei Stunden geredet, wollte ihm niemand glauben, denn die Zeit war wie im Flug vergangen. Es war keine Sekunde langweilig gewesen!
Ein weiteres Highlight war natürlich Danzig selbst: Impressionen pur!
Nachdem die alte Hansestadt vollkommen zerbombt worden war, wurde alles wieder detailgetreu im niederländischen Stil aufgebaut und in eine malerische Touristenstadt umgewandelt. Es war ein Erlebnis in der größten Backsteinkirche der Welt zu stehen und auf der Seebrücke von Sopot das Meer zu sehen und die Freiheit zu spüren.
Bei Erasmus+ spürt man nicht nur Freiheit, sondern auch Europa! Ich habe so viele neue, liebe Menschen kennengelernt. Nun weiß ich einmal mehr, was es heißt, in der EU zu leben. Überall gibt es tolle Jugendliche, mit denen man Spaß haben kann und die einem ans Herz wachsen. Man sollte sich nicht in seinem Land einsperren, es ist einfach schade, wenn man die Möglichkeiten, wundervolle Erfahrungen zu machen, nicht nutzt.
Beim Abschied gab es viele Tränen, doch diese konnten mit Hoffnung auf ein Wiedersehen weggewischt werden: Noch in Danzig haben wir uns versprochen, ein Nachtreffen zu veranstalten, da die Chemie einfach gepasst hat. Meine Reise zu einer schwedischen Freundin ist bereits in Planung.
Auch wenn die Distanzen zwischen Sevilla, Danzig, Kalix und Stuttgart groß sind, gibt es keine Grenzen. Und auch in meinem Kopf sind diese Grenzen verschwunden. Genau das macht die EU aus.
Ich hätte nie gedacht, dass man innerhalb einer Woche so viel über Geschichte, Mobbing und Menschen lernen kann!
Mithilfe von Erasmus+ Europa zu erleben war der Wahnsinn und ich kann jeden, der die Möglichkeit hat, solche Erfahrungen zu machen, nur ermutigen, sich zu trauen, denn Europa kann man nicht mit Worten beschreiben – man muss es erleben!
Dorothea Korndörfer, 10c
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